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Die Übung für diese Sitzung ist ... mit 

Um Selbstmitgefühl zu üben, zu verstehen, wie Traumata sich auf unser Selbstbild auswirken, und in unserem Heilungsprozess voranzukommen, müssen wir zunächst herausfinden, was unsere Gefühle, Gedanken und Bewältigungsstrategien nach dem Trauma sind… Dein Gedankentagebuch kann dabei helfen. 

Wir wissen, dass unsere Gedanken, unser Körper, unsere Emotionen und unsere Verhaltensweisen miteinander verbunden sind. Indem wir unsere Gedanken aufschreiben, können wir unsere Psyche und ihre Verbindung zu unseren körperlichen Empfindungen besser verstehen lernen. Wenn wir anfangen zu schreiben, kann das oft beängstigend und überwältigend sein. Wenn wir aber anfangen, unsere eigenen Gedanken und Geschichten besser zu verstehen, können wir sie von dem freimachen, was uns von der Gesellschaft erzählt wurde. Unser Gedankentagebuch ist eine physische und greifbare Aufzeichnung der Dinge, um die wir trauern, aber auch dessen, was wir gelernt und hinzugewonnen haben. Es hilft uns, Geschichten zu erkennen, die wir hinterfragen können, aber auch solche, die wir feiern können – alles auf der Basis von Selbstmitgefühl. 

Wir beginnen damit, unser Gedankentagebuch zu nutzen, um den Garten von Bloom zu gestalten. Du kannst dir zum Schreiben einen sicheren digitalen Ort suchen, ein Notizbuch verwenden und sogar Notizzettel oder die Rückseite eines Umschlags benutzen. 

Wenn wir über unser Trauma sprechen oder darüber nachdenken, können wir uns sehr verletzlich fühlen. Das ist ganz normal! Aus diesem Grund sind wir gemeinsam hier, um als Community einen Raum für diese Verletzlichkeit zu schaffen. Es kann auch helfen, positive Erinnerungen parat zu haben und Wege zu finden, unser Trauma zu verarbeiten. Das kann uns in unserem Heilungsprozess Schutz bieten. 

Also, schreibe für diese Übung jetzt ein bis drei Geschichten über Dich selbst auf, die Dir Freude bereiten. Selbstmitgefühl bedeutet schließlich, die Schönheit, die Widerstandsfähigkeit und das Wunder in uns selbst sehen zu können, und nicht nur die Herausforderungen, die wir überwunden haben. 

Diese tolle Übung stammt von der Schriftstellerin Terese Mailhot. Sie nennt einige Beispiele: ‘Wie Du gelernt hast, einen Fisch auszunehmen, oder wie Du als Kind Deine eigenen Bücher gebunden hast; die Zeit, in der Du bei der Arbeit für Dich selbst eingestanden hast; Momente, in denen Du Freude empfunden hast.’

Vergiss nicht, Dir unsere Bonusinhalte anzuschauen, wo Du weitere Informationen, Grafiken und das Transkript zu dieser Session findest. 

Buch: “The Compassionate Mind Approach to Recovering from Trauma” (von Deborah Lee mit Sophie James)

Definitionen traumatisierender Erfahrungen von sexualisierter Gewalt: 

Wir untersuchen das Körperbild, das sexuelle Begehren, die Traumareaktion und die Bewältigungsstrategien nach einer sexualisierten Traumatisierung. Wir werden unser Gefühl der Identität mit Hilfe von Methoden zur Heilung wiederherstellen.

Heilung von sexualisierter Traumatisierung

Woche 1: Grundlegende Konzepte

Woche 2: Stress und die Traumareaktion

Woche 3: Emotionen nach einem Trauma

Woche 4: Körperbild

Woche 5: Sex und sexuelles Verlangen

Woche 6: Abschluss

Overview

Wir erklären die verschiedenen Arten einer sexualisierten Traumatisierung und wie sie sich auf uns auswirken. Unsere Heilung beginnt mit Selbstmitgefühl.

Was ist eine sexualisierte Traumatisierung?

: Hallo an alle! Herzlich willkommen zur allerersten Session des Kurses "Heilung von sexualisierter Traumatisierung" von Chayn, mit mir Alexandra und Beth. Wir sind so glücklich, dass Du dabei bist! Egal welchen Weg Du gegangen bist, bis Du zu Bloom gefunden hast, Du bist hier, um zu lernen, eine Community zu finden, und Deine vergangenen und gegenwärtigen Gefühle zu verstehen. Egal welche Zweifel oder Bedenken Du auf dieser Reise hast, Du bist genau da, wo Du sein solltest: bei uns.

 Wenn Du [Dich] zu irgendeinem Zeitpunkt in dieser Sitzung unwohl fühlen solltest, denke daran, dass Du dieses Video jederzeit pausieren und später wieder darauf zurückkommen kannst. Dieses Programm ist für Dich gemacht – um Dich auf die Art mit dem Kurs zu beschäftigen, die für Dich am besten passt. 

Wenn Du bereits unseren Kurs über "Gesellschaft, Patriarchat und sexualisierte Traumatisierung" besucht hast, wirst Du erkennen, dass diese Einführung sehr ähnlich aufgebaut ist. Die meisten Inhalte werden Dir schon vertraut sein, bis auf den Teil über Selbstmitgefühl am Ende, der ganz neu ist. Wenn Du möchtest, kannst Du gerne mit der -- mitHilfe der Zeitstempel Teile dieser Sitzung überspringen.

: Unsere Ziele für das heutige Video sind:

 Beginnen wir mit einer Stabilisierungsübung! Diese Übungen sind Strategien, die uns dabei helfen, im Hier und Jetzt zu bleiben und nicht von unseren Körpern oder Gedanken zu in Anführungszeichen "dissoziieren". Dissoziieren bedeutet, dass wir uns als Schutzreaktion auf Stress oder als Reaktion auf traumabedingte Flashbacks von unserem Körper loslösen oder gedanklich "abschalten". 

Das kann während oder nach traumatischen Ereignissen passieren und kommt besonders häufig bei sexualisierten Traumatisierungen vor. Es kann sich so anfühlen, als wären wir von unserem Körper oder unserer Umgebung losgelöst, als ob wir uns selbst von außen betrachten oder über unserem Körper schweben. Es kann sich auch so anfühlen, als ob etwas, das eigentlich uns passiert, einer ganz anderen Person passiert, ganz so, als würden wir einen Film angucken. Für manche kann Disso -- Dissoziation eine verwirrende und beängstigende Erfahrung sein, aber es ist gut für uns zu wissen, dass sie eine normale Reaktion auf ein traumatisches Ereignis ist.

: Ja. Indem wir alle unsere fünf Sinne benutzen, können Stabilisierungsübungen uns helfen, uns über unsere Umgebung und unseren Körper zu erden, wodurch wir wieder in die Real -- Realität zurückfinden.

Falls Du zu irgendeinem Zeitpunkt das Gefühl hast, getriggert worden zu sein, in unangenehmen Erinnerungen festhängst oder Dich gestresst fühlst, kannst Du diese Stabilisierungsübungen nutzen, um Dich selbst zu beruhigen und aus der Gefahr zu befreien. 

Zu Beginn jedes Videos stellen wir eine neue Stabilisierungsübung vor, damit Du herausfinden kannst, welche Dir am meisten zusagen. Diese Übungen sind nicht verpflichtend, also wähle frei aus, welche für Dich gut funktionieren und welche Du nicht machen möchtest.

... Wenn Du kannst, hebe Deine Schultern bis zu den Ohren an und bleibe für ein paar Sekunden in dieser Haltung. [Pause] Lass jetzt so langsam wie möglich Deine Schultern wieder sinken. Spüre in Deinen Nacken hinein und achte darauf, wie er sich verlängert, während Du Deine Schultern ganz sanft nach unten sinken lässt. Wenn Deine Schultern wieder ganz unten angekommen sind, spüre die Dehnung, die von ganz oben auf Deinen Schultern bis zu Deinem Nacken reicht. Diese Stabilisierungsübung haben wir von einer Person, die an einem unserer vorigen Kurse teilgenommen und dort diese Übung mit uns geteilt hat. Vielen Dank dafür! Sie eignet sich wunderbar, um Anspannung, die sich im Laufe des Tages durch langes Sitzen oder Arbeiten angesammelt hat, loszulassen.

Wir beginnen unsere Sessions gerne mit einer kleinen Spaßfrage!

 ist, passend zum Namen dieses Programms: Was ist Deine Lieblingsblume oder Lieblingspflanze?

Alexandra: Hmm… da würde ich sagen, uh…die Wiesenblümchen, eeh, Gänseblümchen, uhmm, ich weiss gar nicht wie die alle heissen, die ich -- die man so auf einem Spaziergang auf den Wiesen sieht. Uhmm… die finde ich immer eigentlich ganz schön. 

 Sehr schön. Die finde ich auch auch schön, aber  meine Beste wäre Dhalia, weil sie sehr sehr schön sind und manchmal haben sie sogar Blumenblätter mit verschiedenen Farben auf derselben Blume. Das finde ich cool. 

: Jetzt sind wir bereit dafür, mit unseren Inhalten zu beginnen!

Dieser Kurs wird sich mit unserem persönlichen Heilungsprozess nach einer sexuellen Traumatisierung befassen. Es geht um unsere Emotionen, Verhaltensweisen, Gedanken und Reaktionen nach einem Trauma, und die Fähigkeiten, die wir in uns tragen, um mit der Verletzung, die wir erlebt haben, umzugehen. Dadurch können wir letztendlich wieder ein Gefühl von Sicherheit, Hoffnung und Vertrauen entwickeln.

 Zunächst möchten wir ein paar Grundlagen besprechen: Was ist eine sexuelle Traumatisierung? Warum geschieht so etwas überhaupt? In der heutigen Sitzung werden wir lernen, dass sexualisierte Gewalt eine bewusste Tat und keine “unkontrollierbare” Verlangen ist, und aus globalen Strukturen der Unterdrückung heraus entsteht. In diesem Kurs konzentrieren wir uns auf unseren persönlichen Heilungsprozess. Trotzdem ist es wichtig, zu verstehen, warum Menschen sexualisierte Gewalt ausüben, und auch, dass es sich dabei um ein weitverbreitetes gesellschaftliches Problem handelt. Diese Erkenntnisse helfen uns dabei zu erkennen, dass das, was wir erlebt haben, nicht unsere Schuld war. Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest – wie unsere Gesellschaft sexualisierte Gewalt zulässt – schau dir gerne unseren Kurs betitelt “Gesellschaft, Patriarchat und sexualisierte Traumatisierung” an. 

: Bevor wir beginnen, halten wir kurz inne und schauen in uns hinein, um zu sehen, wie es uns gerade geht. Wenn Du unsicher, besorgt oder sogar ein wenig nervös auf den Beginn dieser Reise blickst – das ist völlig normal. Hier ist der Raum, um Gefühle zu erkunden, die wir vielleicht unterdrückt haben oder bisher noch nicht aussprechen konnten. Du bist genau dort, wo Du sein musst.

Es könnte sein, dass Du Dir Sorgen darum machst, dass die Erinnerung an das Trauma während dieser Sitzungen wieder hochkommen würden [könnten]. Oder dass die Teilnahme am Kurs alte Wunden wieder aufreißt, die wir lieber hinter uns lassen möchten. Auch das sind ganz normale Bedenken. Wir möchten Dich nochmal daran erinnern, dass Du diesen Kurs in Deinem eigenen Tempo machen kannst - es ist kein Marathon, und wenn die Inhalte herausfordernd für Dich sind, bedeutet das nicht, dass Du Dich nicht auf dem Weg der Heilung befindest oder dass Du etwas falsch machst. Zu Beginn jeder Sitzung werden wir unsere Ziele vorstellen, und unser Bonusmaterial enthält Transkripte, die Du lesen kannst, wenn das weniger belastend für Dich ist. 

 Absolut! In unserem Kurs "Heilung von sexualisierter Traumatisierung" geht es tatsächlich nicht um einen linearen Heilungsprozess. Jeder Weg ist einzigartig, und hier bei Bloom wollen wir nicht so tun, als könnten wir eine “schnelle Lösung” anbieten, die das Trauma aus -- ungeschehen macht. Es soll vielmehr darum gehen, Dir Wissen zu vermitteln und Dich zu befähigen, Dein Leben selbst in die Hand zu nehmen und weiterzuentdecken [wiederzuentdecken], was Du Dir für Dein Leben wünschst. Wir werden erkunden, WARUM wir uns nach einem Trauma so fühlen, wie wir uns fühlen, angefangen bei den Reaktionen unseres Körpers bis hin zu unseren Emotionen und Bewältigungsstrategien. Gemeinsam wollen wir erkennen, dass wir in der Lage sind, Vertrauen, Sicherheit und Selbstmitgefühl nach einem Trauma wieder aufzubauen. Unser Ziel ist, dass unsere Community aus diesem Kurs ein Verständnis und praktische Fähigkeiten für den Umgang mit Traumata und unseren Heilungsprozess mitnimmt. Das soll in der Wahrheit verankert sein, dass das, was uns widerfahren ist, nicht unsere Schuld ist. Und dass Du nicht alleine bist: Wir stehen das gemeinsam durch!

Ein erster Schritt, um unsere eigene Wirklichkeit zu verstehen, besteht darin, unsere traumatische Erfahrungen zu definieren.

Wenn wir von "sexuellem Trauma", “sexuellem Missbrauch” oder "sexualisierter Gewalt" sprechen, worüber reden wir dann?

"Sexualisierte Gewalt" ist ein Oberbegriff, der verschiedene Arten von Handlungen beschreibt. Ob sie auf körperlicher oder physicher [psychischer] Ebene stattfindet, sexualisierte Gewalt bezeichnet eine Handlung, die gegen uns begangen oder uns angedroht wird und die gegen unser Einverständnis erfolgt oder versucht wird. Dabei kann es sich um eine Berührung handeln oder auch um eine -- eine erzwungene Berührung, um die Verletzung unserer Intimsphäre oder um das Teilen intimer Informationen ohne unser Einverständnis. 

Wir sehen dann Beispiele für sexualisierte Gewalt, z.B.:

Es kann auch das Versenden intimer Bilder oder sexueller Nachrichten ohne Einverständnis, unangemessene Blicke, Berührungen oder Flirten umfassen. Eine Person, die wiederholt sexuelle Anspielungen macht oder Gespräche ungefragt und ohne Zusammenhang in eine sexuelle Richtung lenkt, sodass wir uns unwohl fühlen, macht sich aus [auch] der sexuellen Belästigung schuldig. Das Gleiche gilt, wenn wir gezwungen sind, uns sexuelle Kommentare anzuhören oder Pornografie anzusehen. 

: Es ist möglich, dass wir eine oder mehrere dieser Arten von sexueller Traumatisierung erlebt haben. Bei manchen Menschen überschneiden sich diese Traumata auch. Tatsächlich kommt es häufiger vor, dass diese Erlebnisse sich überschneiden, gleichzeitig passieren oder in andere Formen von Gewalt eskalieren. Wenn wir immer mehr Traumata erleben, kann es sich anfühlen, als wären wir zu weit oben auf einer langsam ansteigenden Leiter, um sicher wieder zurückzukehren. 

Diese Definitionen und die Verbindung zwischen dem Verhalten anderer und der Sprache zu kennen, ist wichtig. Wir müssen dazu in der Lage sein, Gewalt zu erkennen, genauso wie wir Begriffe für Farben brauchen, wenn wir den Himmel als “blau” und nicht als “rot” beschreiben wollen. Unsere Sprachen und Kulturen mögen unterschiedliche Wörter für diese Begriffe haben oder sogar unterschiedliche kulturelle Normen, wenn es darum geht, wie über Gewalt gesprochen wird oder inwiefern sie akzeptiert wird. Bei Bloom wollen wir deshalb ein gemeinsames Verständnis dieser Arten von Gewalt als Grundlage schaffen. 

 Sexualisierte Gewalt ist jedoch kein isoliertes Ereignis oder etwas, von dem wir sagen können, dass es nur [aus] einem einzigen Aspekt besteht. Wir wurden vielleicht nur einmal angegriffen und betrachten unser Trauma daher als ein einziges, schreckliches Ereignis. Dabei ist unsere Verletzung sehr vielschichtig. Zeitweise kann es sogar so anfühlen, als würde die Berührung oder der Vertrauensbruch alles beeinflussen: sowohl in uns, als auch um uns herum. 

Worum geht es eigentlich wirklich, wenn wir “sexuelle Traumatisierung” oder “sexualisierte Gewalt” sagen?

Wir sprechen über die Verletzung unseres Körpers, unserer Sicherheit und unseres Selbstverständnisses. Dabei geht es nicht unbedingt nur um physische Berührungen. Wie schon gesagt beinhaltet das auch das Teilen unerwünschter Bilder und Informationen, Belästigung oder Stalking, die alle eine Art von Übergriff und damit einen Verlust von Sicherheit und Vertrauen darstellen. Eine sexuelle Traumatisierung hat Auswirkungen auf unser Gefühl von Kontrolle, oder unsere Psyche, unsere Beziehungen, unsere Hoffnungen und möglicherweise auch auf unsere Zukunft. 

: Manche von uns haben sich bestimmt gefragt, warum es so schwer ist, weiterzumachen. Warum passiert es so leicht, dass wir immer wieder in diese Erinnerungen und dieses Gefühl der Unsicherheit zurückfallen? Andere Menschen haben uns vielleicht sogar schon gefragt: "Warum kannst Du nicht einfach darüber hinwegkommen?". Insbesondere, wenn sie nicht anerkennen, dass das, was uns passiert ist, “schlimm genug” war, um traumatisch zu sein. 

Falls Dir solche Fragen schon mal gestellt wurden oder Du diese Art der Verwirrung oder Unsicherheit verspürt hast – dann bist Du hier genau richtig. Wir wissen, wie einsam man sich fühlen kann, wenn man eine solche Verletzlichkeit erlebt, einen solchen Angriff auf unsere Psyche, unseren Körper und unsere Sicherheit. Wir sind hier, um diese Gefühle in einem sicheren Rahmen gemeinsam zu erkunden.

 Absolut richtig! Dieses Gefühl, nach einem Trauma "festzustecken", als ob wir es nicht schaffen würden, “darüber hinweg zu kommen”, kommt auf, weil sexualisierte Gewalt ein Übergriff auf vielen unterschiedlichen Ebenen ist: auf unseren Körper und unsere Intimsphäre, auf unser Vertrauen in andere und auf unsere Unabhängigkeit. Es kann auch ein Angriff auf unsere Identität sein, sei es unsere geschlechtliche Identität oder unsere Sexualität oder im weiteren Sinne unser Selbstgefühl. Was auch immer unser Trauma ist, diese Arten der Verletzung können sehr tief sein.

Uns gefällt die Analyse von Gewalt der amerikanischen Philosophin und Queer-Theoretikerin Judith Butler ziemlich gut. Sie sagt, dass Gewalt – ob physisch, sexuell oder emotional –Zitat "menschliche Verletzlichkeit anderen Menschen gegenüber auf die bedrohlichste Weise offenbart [...]; eine Weise, in der wir ohne Kontrolle dem Willen einer anderen Person ausgeliefert sind." Ende Zitat 

Das ist der Grund, warum diejenigen, die Gewalt ausüben, uns angreifen. Um ihre eigene Verletzlichkeit zu leugnen, nehmen sie sie jemand anderem weg. Das ist noch ein weiterer Grund, warum sexualisierte Gewalt niemals die Schuld der Überlebenden ist - das Trauma ist ein Ausdruck der Täter:innen und ihrer Persönlichkeit und Geschichte. Es ist nichts, was wir selbst provoziert haben. 

: Diese Verletzlichkeit ist einer der Gründe, warum es so schwer sein kann, die Auswirkungen einer sexuellen Traumatisierung zu überwinden. Es ist möglich, dass wir aufgrund äußerer Umstände besonders gefährdet waren: zum Beispiel weil wir betrunken waren oder [und] eine andere Person dies ausgenutzt hat. Oder es gab strukturelle Verletzlichkeiten: beispielsweise haben Vorgesetzte oder andere Personen, die Macht über unsere Wohnsituation oder unser Einkommen haben, diese ausgenutzt, um sexualisierte Gewalt auszuüben. Ein Kind zu sein bedeutet auch, verletzlich zu sein – unsere ganze Existenz hängt von denen ab, die älter sind und mehr Macht haben. 

Behinderungen können eine weitere Verletzlichkeit sein, die ausgenutzt werden kann - entweder weil wir auf andere angewiesen sind, um einige unserer Bedürfnisse zu erfüllen, oder weil Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen uns den Zugang zu bestimmten Strukturen der Gesellschaft verwehren. Es ist auch möglich, dass wir einfach verwundbar gemacht wurden, indem wir von einer Person, der wir vertraut haben, ausgenutzt wurden. Keine dieser Arten von Verletzlichkeit oder sonst irgendein Grund, der dazu beigetragen hat, dass wir angegriffen wurden, ist unsere Schuld.

 Absolut! Eine sexuelle Traumatisierung verletzt unseren Körper, unsere Psyche und die Art und Weise, wie wir existieren dürfen. Eine der Wunden des Traumas ist genau diese Verletzlichkeit – die Gesellschaft zeigt uns, dass unsere Sicherheit in dieser Welt wenig zählt, dass verletzlich zu sein bedeutet, Übergriffe, Belästigung und Gewalt einzuladen. Anders ausgedrückt, nur, weil wir menschlich sind, weil wir genau die sind, die wir sind, ‘fordern’ wir es heraus, und sind selbst schuld an dem, was uns passiert. 

Verletzlichkeit ist aber auch ein wesentlicher Teil unserer Existenz und unserer Menschlichkeit. Sie ermöglicht es uns, empfindsame Menschen zu sein, die einander lieben und füreinander sorgen. Wir hoffen, dass die Arbeit, die wir hier in unseren Heilungsprozess stecken, uns erlaubt, uns unserer Verletzlichkeit wieder anzunähern und sie zurückzuerobern. Wir werden dieser Verletzlichkeit erlauben zu atmen, indem wir ihrer Wut, ihrem Schmerz und ihrer Verwirrung Raum geben. Statt das Gefühl zu haben, sie schützen zu müssen, werden wir uns durch unsere Verletzlichkeit miteinander verbinden – Du bist nicht allein. Selbstmitgefühl wird eine unserer wichtigsten Fähigkeiten dabei sein – aber dazu später.

: Vorerst ist es hilfreich zu verstehen, warum unsere Verletzlichkeit niemals die Ursache des Übergriffs ist. 

Denn wenn wir von ‘sexueller Traumatisierung’, ‘sexuellem Missbrauch’ oder ‘sexualisierter Gewalt’ sprechen, geht es um einen Teil eines größeren Systems von Gewalt und Dominanz, das sich auf alle Menschen auf der Welt unterschiedlich auswirkt.

 Unsere individuellen Traumata sind nur Berührungspunkte mit diesem System. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass das Trauma nicht unsere Schuld war – dies ist ein globales gesellschaftliches Problem, das nicht dadurch verursacht wurde, was wir anders hätten machen können oder ’sollen’.

Und dieser Aspekt der Schuld, den wir vielleicht im Hinblick auf unser Trauma empfinden – all diese Gedanken wie ‘hätte ich tun sollen’ und ‘warum habe ich nicht’ – verweist auf einen weiteren wichtigen Punkt, der sich in allen Formen sexualisierter Gewalt wiederfindet - die Art und Weise, wie sie gesellschaftlich normalisiert wird, durch Geschichten, die die Menschen um uns herum erzählen. Als Überlebenden wird uns ständig gesagt, dass wir ‘unzureichend’ sind – uns werden Geschichten über uns selbst eingerichtet [eingetrichtert], darüber, wer wir sind, was uns erlaubt ist, was wir verdienen und was passiert, wenn wir nicht als ‘gut genug’ betrachtet werden, um nicht verletzt zu werden.

 und die Weltgesundheitsorganisation schätzen, dass 736 Millionen Frauen mindestens einmal in ihrem Leben, Gewalt in der Partnerschaft, sexualisierte Gewalt außerhalb der Partnerschaft, oder beides erleben. 

, dass jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen ist. 

 zeigt, dass es in Pakistan durchschnittlich 11 Vergewaltigungen pro Tag gibt. Und in einem 

 wird von mehr als 5 Vergewaltigungen pro Tag in Bangladesch berichtet - eine Zahl, die während der Covid-19-Pandemie-Lockdowns Anfang 2020 stark angestiegen ist. Und das sind nur die gemeldeten Fälle. Wir alle wissen, dass die meisten Übergriffe und Belästigungen nie gemeldet werden. 

Viele von uns haben feststellen müssen, dass die Gesellschaft, einschließlich unserer Freund:innen und Familien, das als normal ansehen. Wir sind so abgestumpft, dass wir es für etwas Alltägliches halten! Die Gewalt, die uns widerfahren ist, wird normalisiert, ebenso wie die Schuldzuweisungen, die damit einhergehen: Wir sprechen über Traumata durch sexualisierte Gewalt als persönliches ‘Versagen’ und werden dazu gebracht uns ‘falsch’ zu fühlen wegen dem, was uns jemand anderes angetan hat. 

: Ja! Wir sprechen das alles nicht an, damit Du Dich hilflos fühlst. Es geht vielmehr darum, den Kontext zu verstehen! Wenn Überlebende sehen können, dass wir es mit einem System sexualisierter Gewalt zu tun haben, das uns und unser Selbstverständnis durch politische Strategien, Praktiken, Handlungen und Worte verletzt, bietet uns das einen weiteren Zugang dazu, unser Trauma zu heilen. Der Heilungsprozess besteht also nicht nur darin, über schlechte Erfahrungen ‘hinwegzukommen’. Vielmehr geht es darum, die WAHRHEIT über unsere Erfahrungen zu verstehen, einschließlich unserer Reaktionen darauf, und nicht die Lügen, die uns möglicherweise erzählt wurden. 

Uns ist bewusst, dass das alles ganz schön überwältigend sein kann. Deshalb wollen die Bloom-Kurse sowohl Wissen vermitteln als auch Überlebende stärken wollen. Bei unserem Heilungsprozess soll es um UNS – oder besser gesagt um DICH – gehen. Dies ist ein Raum, um zu verstehen, was uns passiert ist, und warum wir uns daraufhin so gefühlt haben, wie wir es taten. Es ist ein Raum, in dem Platz ist für Unbehagen und Neugier, für Gefühle, die aus der Verletzung heraus entstanden sind – wie Wut, Schuld, Scham und Angst –, und letztlich auch für Selbstmitgefühl. Wie auch immer die Reise, die uns hierher geführt hat, verlaufen ist, wir können nach vorne schauen, indem wir uns in der Liebe verankern. Das beginnt damit zu verstehen, dass es nicht unsere Schuld war, was passiert ist. Wir sind so froh, dass Du den Weg hierher gefunden hast, um zu heilen - was auch immer das für uns bedeuten mag. 

Um uns in der Wahrheit unserer Erfahrungen zu erden, wollen wir am Ende dieser Session einen zentralen Begriff besprechen, der uns auf diesen Kurs vorbereitet.

Viele von uns haben nach unserer traumatischen Erfahrung mit Scham zu kämpfen - Scham über das, was uns passiert ist, Scham über die traumatischen Erinnerungen, die wieder hochkommen, und Scham darüber, wie wir seitdem damit umgegangen sind. Möglicherweise sind wir extrem selbstkritisch und tun uns schwer damit, offen auf andere zuzugehen, weil wir Angst davor haben, was sie uns -- von uns denken könnten, wenn sie wüssten, was uns passiert ist. In diesem Zustand werden wir von Stress, Angst, Scham und Schuld überwältigt, was es uns erschwert, wohlwollend mit uns selbst umzugehen, sinnvoll mit anderen zu interagieren und neue Bewältigungsstrategien und Wege für ein Leben nach dem Trauma zu erlernen.

Obwohl es keine einfachen Lösungen für die Bewältigung dieser schwierigen Erfahrungen gibt, kann uns ein Gefühl auf unserem Weg der Heilung enorm helfen: Selbstmitgefühl.

: Ja! Selbstmitgefühl ist genau das, was in dem Wort steckt: die Fähigkeit, uns selbst mit Freundlichkeit und Wohlwollen zu begegnen, und uns selbst gegenüber die gleiche Empathie zu zeigen, die wir auch Menschen, die wir lieben, entgegenbringen. Wir beginnen also, unsere Erfahrung und uns selbst in ihrer ganzen Komplexität zu sehen. Wir verstehen, warum wir uns so fühlen, wie wir uns fühlen, und lernen, auf unsere eigenen emotionalen Erfahrungen mit Neugier und Fürsorge statt mit Kritik zu reagieren. Uns gefällt die Definition von Selbstmitgefühl aus dem Buch "The Compassionate Mind Approach to Recovering from Trauma" (Der mitgefühlbasierte Ansatz zur Traumabewältigung) von Sophie James und Deborah Lee. Wir werden dieses Buch in den Bonusinhalten teilen, da es eine wunderbare Ressource des Ansatzes der ‘Compassion Focused Therapy’ ist, einer psychotherapeutischen Praxis, die mit Mitgefühl als zentralem Ansatz arbeitet. Das Buch ist die Grundlage für unser Verständnis von der Rolle des Selbstmitgefühls im Heilungsprozess von Traumata.

In dem Buch beschreiben Lee und James den Zweck des Mitgefühls wie folgt: Zitat "[Ein] mitfühlender Verstand ist kein kritischer, sondern vielmehr ein einfühlsamer Verstand, der weiß, wie schwer es manchmal ist, Mensch zu sein. Seine Motivation besteht darin, für uns zu sorgen und uns zu unterstützen, und er hat unser Bestes im Sinn. In einem mitfühlenden Verstand gibt es kein Richtig oder Falsch, sondern nur eine Gelegenheit zur Reflexion und zum Wachstum durch Weisheit und Stärke." Ende Zitat

 Im Laufe dieses Kurses möchten wir Selbstmitgefühl lernen und üben. Wir hoffen, dass das, was wir heute besprochen haben, die Erkenntnisse über den Kontext, in dem wir leben, ein guter erster Schritt ist, um die Geschichte zu verlernen, dass sexuelle Traumatisierung unsere Schuld ist. Wir sind richtig so, wie wir sind - falsch ist nur das System, in dem wir leben. 

Im Folgenden werden wir uns auf uns selbst konzentrieren: wie wir unsere Reaktionen auf Traumata mit Selbstmitgefühl betrachten und verstehen können, und wie wir uns eine neue Zukunft mit weniger Angst und mehr Hoffnung aufbauen können. Unsere Reise zur Erforschung unseres Selbstmitgefühls wird von der Gewissheit geleitet, dass Veränderung möglich ist. Wir müssen uns nicht ändern, weil irgendetwas mit uns nicht stimmt oder gestimmt hat. Nein. Aber wir wissen, dass eine hoffnungsvollere Zukunft nach einem Trauma möglich ist; alle Reaktionsmuster von Stress, Angst, Depression und Scham, die wir nach einem Trauma erleben, sind veränderbar. Und wir haben die Kraft, diese Veränderungen herbeizuführen.

Dein erstes Geschenk des Selbstmitgefühls an Dich selbst ist, dass Du zu diesem Kurs gekommen bist und Dir dieses Video angeschaut hast [anschaust]. Wir sind so froh, dass Du diesen Schritt gemacht hast, und können es kaum erwarten, diesen Weg mit Dir zu beschreiten. 

: Die Übung für diese Sitzung ist ... mit Deinem Gedankentagebuch zu beginnen!

Um Selbstmitgefühl zu üben, zu verstehen, wie Traumata sich auf unser Selbstbild auswirken, und in unserem Heilungsprozess voranzukommen, müssen wir zunächst herausfinden, was unsere Gefühle, Gedanken und Bewältigungsstrategien nach dem Trauma sind… Dein Gedankentagebuch kann dabei helfen. 

Wir wissen, dass unsere Gedanken, unser Körper, unsere Emotionen und unsere Verhaltensweisen miteinander verbunden sind. Indem wir unsere Gedanken aufschreiben, können wir unsere Psyche und ihre Verbindung zu unseren körperlichen Empfindungen besser verstehen lernen. Wenn wir anfangen zu schreiben, kann das oft beängstigend und überwältigend sein. Wenn wir aber anfangen, unsere eigenen Gedanken und Geschichten besser zu verstehen, können wir sie von dem freimachen, was uns von der Gesellschaft erzählt wurde. Unser Gedankentagebuch ist eine physische und greifbare Aufzeichnung der Dinge, um die wir trauern, aber auch dessen, was wir gelernt und hinzugewonnen haben. Es hilft uns, Geschichten zu erkennen, die wir hinterfragen können, aber auch solche, die wir feiern können – alles auf der Basis von Selbstmitgefühl. 

Wir beginnen damit, unser Gedankentagebuch zu nutzen, um den Garten von Bloom zu gestalten. Du kannst dir zum Schreiben einen sicheren digitalen Ort suchen, ein Notizbuch verwenden und sogar Notizzettel oder die Rückseite eines Umschlags benutzen. 

 Wenn wir über unser Trauma sprechen oder darüber nachdenken, können wir uns sehr verletzlich fühlen. Das ist ganz normal! Aus diesem Grund sind wir gemeinsam hier, um als Community einen Raum für diese Verletzlichkeit zu schaffen. Es kann auch helfen, positive Erinnerungen parat zu haben und Wege zu finden, unser Trauma zu verarbeiten. Das kann uns in unserem Heilungsprozess Schutz bieten. 

Also, schreibe für diese Übung jetzt ein bis drei Geschichten über Dich selbst auf, die Dir Freude bereiten. Selbstmitgefühl bedeutet schließlich, die Schönheit, die Widerstandsfähigkeit und das Wunder in uns selbst sehen zu können, und nicht nur die Herausforderungen, die wir überwunden haben. 

Vergiss nicht, Dir unsere Bonusinhalte anzuschauen, wo Du weitere Informationen, Grafiken und das Transkript zu dieser Session findest. 

Denke daran, Bloom ist eine Investition in Deinen Heilungsprozess. Gib dir selbst die Möglichkeit, Widerstandsfähigkeit aufzubauen. 

Vielen Dank an alle, die zu dieser Session gekommen sind, und dass ihr damit Euch selbst und anderen gezeigt habt, dass ihr nicht alleine seid. Wir stehen das gemeinsam durch. 

Lass uns zusammen noch eine Stabilisierungsübung machen. Wir nehmen jetzt fünf tiefe Atemzüge, und den letzten stoßen wir mit einem großen Seufzer aus. Ich zähle für uns runter. 